
Das Heidi Weber Museum 1964 - 2014
Es waren die guten wirtschaftlichen Ergebnisse von Heidi Weber und der grosse Erfolg ihrer Arbeit als Innenarchitektin, das ihr erlaubte, Le Corbusier mit dem Projekt eines Gebäudes zu beauftragen.
Anstelle einer privaten Villa, macht sie Le Corbusier den Vorschlag, ein öffentliches Gebäude zu entwerfen. Es wäre ein Gebäude mit Kultcharakter, welches dem Gedanken einer Synthese architektonischer Ideen folgen würde, die Le Corbusiers Vorstellung entsprachen.
Das Objekt, dessen Bau Heidi Weber vorschlug, löste anfangs Bedenken unter den Gesetzgebern der Stadt aus, da es in einem öffentlichen Bereich entstehen sollte, der sich in einem der privilegiertesten Bezirke Zürichs befand.
1961 schlug Le Corbusier zunächst ein Gebäude aus Beton vor. Im April 1962 jedoch legte er den Entwurf einer neuen Version aus Stahl und Glas vor, in die die Vorschläge von Heidi Weber die auch hier eine aktive Rolle im Projekt übernahm, mit eingeflossen waren.
1980 erklärte Heidi Weber Pierre-Alain Crosset: „Für mich stand Metall für das Neue, das Moderne. Beton dagegen gehörte zu einer vergangenen Zeit.“ Charles Jencks stimmte dieser Meinung zu und unterstreicht damit die Tatsache, dass es gerade Le Corbusiers letztes Werk war, das sein am weitesten fortgeschrittenes Experiment in Bezug auf die Leichtbautechnologie darstellte.
Es repräsentierte auch einen hypothetischen Ausgangspunkt für eine neue Stahlästhetik, die hätte weiterentwickelt werden können, wäre sie nicht durch den Tod des Architekten zu einem Stillstand gekommen.
Heidi Webers beharrliches Bestehen auf einer Metallkonstruktion traf daher glücklicherweise auf Le Corbusiers angeborene Neigung, beständig nach neuen Ausdrucksweisen zu suchen und damit zu experimentieren.
Die Rückkehr zu einem Gebäudes aus Metall war auch ein entscheidender Faktor für Le Corbusier, da es ihm die Möglichkeit bot, das Konstruktionssystem auf der Basis kubischer „alveolarer“ Einheiten (2,26 Meter auf jeder Seite) in die Praxis umzusetzen. Dies wurde gemäss der Modulor-Masse erreicht.
Le Corbusier legte üblicherweise besonderen Wert auf das Dach, und zwar bis zu dem Punkt, an dem die Konstruktion des Gebäudes eigentlich‚ vom Dach aus nach unten begann. Das Projekt wurde daher im Gegensatz zu normalen Konstruktionsstilen durchgeführt: Zuerst kam das Dach, und die Modulor-Kuben wurden im Anschluss darunter zusammengeschraubt oder vielmehr eingebaut.
Die Dachstruktur ist frei schwebend und sie ist klar getrennt vom eigentlichen Gebäudekörper. Sie ist fast wie ein Schirm, welcher das Gebäude sowohl vor der Sonne als auch bei Regen schützt.
Der Innenraum ist durch eine Metallstruktur und zwei kubische Einheiten gekennzeichnet. Die Ostseite des Gebäudes weist zwei Etagen auf, die durch eine schmale Betontreppe und die Rampe verbunden sind.
Im Gegensatz zum statischen Charakter des Raumes, der durch die kubischen Einheiten erzeugt wird, führt die Rampe vom Untergeschoss (Konferenz und Ausstellungsraum) nach oben, hebt sich (überdacht) vom Erdgeschoss ab und führt dann von der ersten Etage weiter nach oben (nicht überdacht und im Freien) zur Terrasse.
Heidi Weber, dieses „Monster der Beharrlichkeit“, wie Le Corbusier sie in einer Widmung nannte, in der er sich selbst ironisch als „ihr Opfer“ bezeichnete, verwaltete dieses letzte Gebäude in den letzten fünfzig Jahren mit der gleichen Hartnäckigkeit, welche ihr dabei half, die nahezu unüberwindbaren Hindernisse zu bewältigen, auf die sie stiess, während sie versuchte, es zu bauen.
Über diesen gesamten Zeitraum hinweg konnte sich Heidi Weber nicht auf irgendwelche finanzielle Unterstützung oder Förderung von den Freunden Le Corbusiers verlassen. Auch erhielt sie keinerlei finanzielle Unterstützung von den Schweizer Regierungsbehörden oder einer internationalen Organisation.
Wie Heidi Weber es ausdrückt: „Ich hatte nie einen reichen Ehemann oder ein Familienerbe. Ich habe immer gerne und hart gearbeitet, um dieses Gebäude zu realisieren und um zu erreichen, dass das letzte architektonische Werk des Meisters aus Stahl und Glas seinen Glanz behält.“